( I )
Wenn man sich, von Gabés kommend, bei einigen Lehmspeichern nach Süden wendet, so erreicht man nach etwa sechs Meilen eine Weggabelung. Das Schild allerdings, das sich dort im spitzen Eck des Ypsilons befindet, weist beiderseits weg von den Pisten, in die allgemeine Weglosigkeit hinein. Auch legt es erst nach genauer Betrachtung seine Hinweisfunktion offen: die Rückseite zeugt von dem Café du désert, einer Palmwedelfestung, vor der man sich momentan befindet. Die Vorderseite nennt Timbouktou, sowie vier Ziffern, deren letzte, eine Null, deutlich lesbar ist.
Hinter einem Spalier aus Palmzweigen verbergen sich mehrere wellblechgedeckte Pergolas, darunter reihen sich lange Bänke und Tische: viel Platz für die großen Karawanen des Zeitalters vor dem LKW.
Der Mulatte, ein Haratin, streitet mit dem Wirt auf arabisch. Es geht um Geld, um Commission. Immer wieder gestikulieren beide in Richtung des Steingartens, wo ein stumpf gebrochenes Säulenkapitell in weißem Sand liegt, umlagert von versteinerten Muscheln, Korallen und scharfkantigem Obsidian.
Ihre Stimmen übertönen auch das Motorengeheul, das von einer Horde französischer Renntouristen auf Dreiradmaschinen herrührt. Aber bald huscht der Wirt hin und her, der Haratin flucht leise, trinkt Bier auf Bier, beobachtet uns misstrauisch. Die Franzosen sind weiter geeilt in den Kontinent der unglaubwürdigen Erinnerungen.
M. heißt
diesmal nicht Mohammed oder Moustafa, sondern Mountacir: ein
zukunftsloser Berber aus dem Antiatlas, der selbst die europäische
Hoffnung schon hinter sich gelassen hat. England gab ihm Geld und Arbeit, als Tellerwäscher und als Kammerjäger bei Rentokil Pest Control, gab ihm ein Bett in Kellerkammern und Souterrain-Verliesen, mit Münztelefon auf dem Flur. Und England spuckte ihn aus, halb verdaut, in eine lange Wanderschaft durch Länder, wo man die Grenzen täglich neu erfinden kann. |
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mit vielen Worten und kleinen Bildern
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zu großen Bildern & wenig Worten
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