( XIII )
Aufbruch um circa 4 Uhr, der Hitze wegen, die schon zur Mitte des Vormittags unerträglich wird. Die Schatten hinter der tiefen Morgensonne ganz anders als am Abend: ohne Kraft und Kontrast.
Mittlerweile erscheint es unwichtig, ob wir dort sein wollen, wo wir sind: warum wir uns zu diesem Zeitpunkt an diesem Raumpunkt befinden. Zwar tragen wir noch ein unklares Gefühl davon herum, dass am Anfang etwas anders verlief als geplant --- eine Abfolge von Erdstößen, die uns den Boden und die Orientierung wegnahm (die Nachtfahrt, die Panne, der Jeep, der sich als der einzige Ausweg anbot).
Eine weite Ebene. Der Boden schraffiert von geometrischen Mustern, mit schmalen Bahnen aus Feinstaub, dazwischen, auf leergefegtem Felsgrund, Korallenbruch, Schwarzholz und Obsidian, rot und scharfkantig gesplittert.
Dann eine Niederung mit starken Talhabäumen und üppigem Gras von der Art, die man im Norden Bu-rekkeba nennt. Wir ließen die ausgehungerten Kamele weiden, allerdings ohne abzusteigen.
Heute Mittag kam ein Dröhnen näher, und noch bevor die Vorstellung eines Hubschraubers in mir aufkam, begann ich damit, die Plane aus dem Geäst zu zerren. Beim Falten beobachtete mich Eff, durch geschlossene Lider.
Mountacir starrte nach oben und rief mehrfach: "Essudan!", obwohl es sich doch nur um ein nigerisches Flugzeug handeln konnte. Erst viel später lernte ich, dass die marokkanischen Berber alle Landstriche südlich der großen Ödnis noch immer als den Sudan bezeichneten (beled e' ssudan).
Während wir die flachen Senken gradlinig durchquerten, schwankte und pendelte der Helikopter hin und her in spielerischer Ungeduld; als wir uns im Zickzack durch einen hohen Dünenkamm kämpften, stand er ruhig vor uns auf Westsüdwest.
Ein geborstener Felshügel kam näher. In seinem Hang eine verfallene Kasbah über graublauem Wasserspiegel. Hütten, Lehmhäuser mit runden Mauern, handgeformt. Zwei Frauen, ein Lächelnd wie aus ferner Zeit, ein Kleinkind.
Die Maschine war nur noch als ein sanftes Summen wahrnehmbar. Inmitten der Stille und des Nichtstuns fiel mir auf, dass der Fotorucksack fehlte, der Platz hinter dem Sattel war leer, Eff hatte den hastigen Aufbruch auf seine Weise genutzt.
Am fernen Rand eines Wadis ein Militärcamp. Stacheldraht, einige Hütten und Ställe zum Uferhang hin.
Eine Schar von Halbwüchsigen umringte uns, aber alle Geschenke sind vergeben und weggeworfenen seit langer Zeit. Aber wir fanden Elas alte Minox, mit einem letzten Schwarz-Weiß-Film. Einer der Burschen zeigte uns ein Foto von Europäern, vor einem Landrover wie dem unsern posierend.
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