( II )

    Irgendwann, irgendwo biegt M. von der Piste nach rechts ab, in einer langen Tangente. Der Haratin schläft hinten auf dem Gepäck. Ohne Sonne und Schatten ist es unmöglich, eine Himmels­richtung auszumachen. Das Terrain ist flach, wie platt­gewalzt von einem übermächtigen, heimlich dahin­rollenden Himmel.
    So selten sind dürre Grasbüschel und niedrige Verwehungen, dass das Gefährt kaum jemals auszu­weichen braucht. M.s Augen haben sich zu Schlitzen verengt; er summt und brummt in langen Ausatmungen vor sich hin: eher ein Schnarchen als ein Lied. Schläft er? Hat er die Fahrrinne unabsichtlich verlassen?
    Lichtblitze am Horizont, Spuk oder Bedeutungs­zeichen. M. hält genau darauf zu. Vielleicht also eine Wegmarke, eine Verabredung. Nach langer beschleunigter Fahrt sind die Blitze nun heller. Der Haratin ruft M. etwas zu, wiederholt es im Befehlston.


    Sieben Dromedare im Halbkreis. Männer kauern vor einem Busch, im Schatten einer blauen Plastikplane, flankiert von Wasserkanistern, und einem Kadaver mit lang gestrecktem Hals. Vor ihnen ein Kessel über einer Feuerstelle.


     Der Mulatte geht auf die drei Männer zu und berührt ihre Hände mit den Fingerspitzen, M. bleibt hinter uns. Die wenigen Fleischbrocken im Eintopf sind ranzig und zäh. Ich sehe, wie Ela ein Stück im Sand verschwinden lässt. Einer der Männer, ein blauer Reguibat, stürzt auf sie zu, hält ihr das Fleisch ins Gesicht und schreit sie an.
    Bei einem leisen Wort des Alten verstummt er. Der Dritte erhebt sich und wirft den sandigen Klumpen in einen Wassertiegel.


    Die Übergabe ist schnell und wortlos. Bald danach, vom hohen Sattel aus, erscheint auch dieses Ereignis fast ausgelöscht, schemenhaft verwischt im hartheißen Licht. Nur das Gesicht von Ela, wenn sie sich rückwärts wendet, erinnert kurz an die Männer mit dem runden Messingspiegel.